«Ein Ölgemälde habe ich jahrzehntelang gesucht»

Heinrich Häfligers Bubentraum ein Museum zu gründen erfüllte sich, als er 65 war

VON ROLF VON ARX, ZOFINGER TAGBLATT. DONNERSTAG, 7. AUGUST 2014

Ein Kleinod sei das Dorfmuseum Langnau-Mehlsecken, sagte vor bald 10 Jahren der Konservator des Landesmuseums Zürich. Mit einer Fachfrau zusammen, erzählt Heinrich Häfliger, sei dieser nach Langnau gereist, um Häfligers Museum zu sehen und zu beurteilen, ob es in den Verband Museen der Schweiz aufgenommen werden könne. Dabei habe der Zürcher nicht einmal gewusst, dass es im Kanton Luzern ein Langnau gebe.
«Und, haben wir Chancen?», habe Max Huber, Staatsarchivar in Luzern und gebürtiger Langnauer, gefragt. Zusammen mit Heinrich Häfliger und Emil Stöckli, beide ebenfalls gebürtige Langnauer, gründete er einen Verein. «Ja», sei die Antwort des Verantwortlichen des Verbands Museen der Schweiz gewesen. Häfliger musste noch zwei Jahre Geduld haben, dann wurde sein Museum in den Verband aufgenommen. Apropos Verein: Vor der Fusion im Jahr 2006 wurde Häfliger angefragt, ob er das Museum der Gemeinde Reiden schenken würde. «Ich habe mit meinem Anwalt gesprochen, er riet mir, das Museum nicht zu verschenken, sondern einen Verein zu gründen.» Diesen Rat befolgte Häfliger. Seit bald zehn Jahren ist er Vorsitzender, Emil Stöckli Kassier und Max Huber Aktuar. Vor zwei Jahren kam auf Rat von Huber noch Jutta Kunz hinzu.
Für Verwirrung sorgte an der Eröffnung des Museums am 29. Dezember 2005 der Gemeindepräsident von Reiden: «Er sagte in seiner Ansprache, ich hätte der Gemeinde das Museum geschenkt», sagt Häfliger. «Dabei hatten wir 14 Tage vorher auf der Gemeindekanzlei die Statuten abgegeben.» Emil Stöckli sei dann nach der Ansprache des Gemeindepräsidenten nach vorn gegangen und habe die Sache berichtigt.

Doebeli-Gemälde: lange Geschichte

Kirch Langnau«Ein Ölgemälde habe ich jahrzehntelang gesucht», sagt Häfliger. Es war die Marienkapelle Langnau, die der bekannteste lokale Maler, Othmar Doebeli, 1918 geschaffen hatte. Dank eines befreundeten Antiquitätenhändlers erfuhr Häfliger, dass das Bild in Zürich verkauft würde. Doch dem Antiquitäten- händler gelang der Kauf nicht, weil jemand anders schneller war. Da der Händler den neuen Besitzer kannte, bot er ihm sein schönstes Doebeli Bild an. Doch der Besitzer wollte die Langnauer Kirche nicht geben.
Vor zwei Jahren machte Häfliger eine Ausstellung zum 40. Geburtstag der restaurierten Kirche Langnau. «Ich machte fünf Inserate, um das Ölbild von der Kirche zu finden», sagt der 74-Jährige. Dann habe sich eine Frau gemeldet. Häfliger konnte es ihr für 3500 Franken abkaufen. Ebenfalls ein grosses Ereignis sei für ihn, dass er das Relief «Der Sämann» gefunden habe. Dieses vergoldete Kunstwerk sei an der Kanzel der Marienkapelle Langnau gehangen. Vor deren Restauration seien diverse Kulturgüter der Kapelle verkauft worden. Häfliger sagt es in einem Ton, der höchstes Unverständnis, ja gar Empörung ausdrückt: «In Stans auf einem Estrich ist das Relief gelagert worden», und er wiederholt: «in Stans auf einem Estrich.»

Schon als 7-Jähriger begeistert

Die Leidenschaft des Sammelns hatte Heinrich Häfliger schon als 7-Jähriger. Damals fing er mit Briefmarken an. An einer Brocante entdeckte er 100-jährige Ansichtskarten seiner Heimatgemeinde Langnau. Heute hat er 60 davon im Museum, weitere lagern bei ihm zu Hause. Später fing er an, alte Fotos zum Beispiel von Festumzügen, die in Langnau, Richenthal, Wikon und Reiden stattfanden, zu sammeln. «Die Leute wussten das und sie brachten die Sachen, wenn sie sie nicht mehr brauchten», sagt Häfliger. Da er als Vermesser arbeitete, hat er im Museum diverse Pläne von Langnau. Er hat frühere Schulordnungen und sogar seine ersten Schlittschuhe aus den 40er-Jahren. Das Museum ist auch fast 10 Jahre nach dem Besuch des Vertreters des Verbands Museen der Schweiz ein Kleinod geblieben. Übersichtlich und vielseitig. Häfliger: «Bei mir zu Hause ist alles überladen», sagt er. Und in einem weiteren Gebäude, in Häfligers Vaterhaus, lagert weiteres Kulturgut. Alles von Heinrich Häfliger gesammelt.

 

ZUR PERSON

Heinrich Häfliger

Heinrich Häfliger wurde am 1. Mai 1940 in Langnau geboren. Häfliger ist verheiratet und Vater dreier Kinder, Jahrgang 1963, 1964 und 1969. Er arbeitete als Vermesser und war zwischen 1977 und 1996 Gemeindeammann von Langnau. Am 29. Dezember 2005 ging sein Bubentraum in Erfüllung: Er konnte das Dorfmuseum Langnau-Mehlsecken eröffnen.