Schweiz am Wochenende 11. März 2017

«Hansali» ist der Renner

Wegen der grossen Nachfrage wiederholt das Dorfmuseum Langnau seine Sonderschau

VON ROLF VON ARX

«Hansali» kommt nochmals ins Dorfmuseum Langnau-Mehlsecken. Konser­vator Heinrich Häfliger (77) hatte so viele Anfragen, dass er die Ausstellung heute und morgen wiederholt. Hans Blickisdorf ist vielen älteren Reidern als Original ein Begriff. «Er sass draussen, korbte und machte Besen. Ein ganz ori­gineller Mann, kleinwüchsig, aber ich vermute: sehr intelligent», sagt Häfli­ger, der Blickisdorf kannte.

Bereits am 28. Dezember 2016 führte das Dorfmuseum die Sonderschau durch. «Wir hatten ungefähr 70 Besu­cher», so Häfliger. In der Folge melde­ten sich aber mindestens zehn Perso­nen und baten ihn, die Sonderschau zu wiederholen. Heute und morgen gibt es nun noch einmal die Gelegenheit, «Hansali» Blickisdorf im Museum zu be­suchen. Geboren wurde er am 4. März 1898. «Er war der einzige Sohn seines Vaters», sagt Häfliger. Der Vater – ein Schuhmacher – freute sich so über den Spross, dass er einen grossen Stiefel herstellte. Nach der Taufe soll er seinen Sohn darin in der Wirtschaft präsen­tiert haben.

«Er war ein ganz origineller Mann, kleinwüchsig, aber ich vermute: sehr intelligent.»
HEINRICH HÄFLIGER KONSERVATOR DORFMUSEUM LANGNAU-MEHLSECKEN

Fies konnten hingegen andere Dorf­bewohner sein. Eine Reiderin, die als kleines Mädchen im Oberdorf Nachba­rin von «Hansali» war, erzählt: «Gopfridli, was haben wir dem immer zulei­de getan.» Heute würde das nicht mehr gehen. «Unser Verhalten war ganz schön brutal. Wahrscheinlich hatten wir nichts Besseres zu tun.» Die Reide­rin sagt aber auch, dass er ein liebens­würdiger und herziger Mensch gewe­sen sei. Er habe zur Dachdecker-Dynas­tie Blickisdorf gehört. Blickisdorf’ Schwester habe für ihn gekocht und er machte seine Besen.

Konnte sich selbst durchbringen Bis 25 Zentimeter lang und sehr dick seien die Stumpen gewesen, die Hansa­li immer im Mund hatte und rauchte. Seine Nachbarin, die aber, als sie zehn Jahre alt war, wegzog, schildert ihn als «kleinen Mann mit dem Besenkarren». Mit dem Karren zog er zu Fuss von Bau­er zu Bauer und verkaufte seine Besen. «Er konnte sogar Geld auf die Seite le gen, so gut hat er gearbeitet», sagt Heinrich Häfliger. Dabei sei «Hansali» weit herumgekommen. Nach St. Urban, ins Pfaffnerntal, nach Bottenwil und Aarburg und bis nach Nebikon und Schötz.

«Wenn seine Kräfte nachliessen, rief er seinen Vormund Ernst Erni an. Der holte ihn dann mit seinem Lieferwagen ab.» Manchmal habe er «Hansali» auch am Morgen irgendwohin gebracht. «Dann zog er den ganzen Tag von Bau­er zu Bauer. Am Abend holte ihn Erni dann wieder nach Hause.» Museumskonservator Häfliger beschreibt Blickis­dorf aber auch als Schalk. Wenn Leute, etwa mehr zur Gaudi mit «Hansali», beim Kauf seiner Besen die hohen Prei­se kritisierten, gab er bald einmal «ent­gegenkommend» einen Bund (zehn Stück) etwas billiger ab. Wenn er dann später solche Geschichten seinen Ver­trauten erzählte, meinte er überlegen lachend, es seien aber bloss neun Besen gewesen. Seine Nachbarin sagt von ihm, dass er eigentlich keine Betreuung brauchte. Sie erinnert sich auch, dass sie ihn nicht verstehen konnte, wenn er sprach, «mit dem grossen Stumpen im Mund».

«Hansali» Blickisdorf starb im Alter von 75 Jahren am 26. April 1973 im da­maligen Bürgerheim Reiden. Bis heute geht eine Faszination von diesem Origi­nal aus. «Viele Besucher haben sich ausdrücklich bei mir bedankt, dass ich diese Sonderschau Blickisdorf widme», sagt Häfliger. Es sind vor allem Schwarz-Weiss-Fotos und Texte, aber auch eine Dia-Show, die das Dorfmuseum Langnau-Mehlsecken zeigt.

Passend zur Jahreszeit können sich die Besucherinnen und Besucher die­ses Wochenende auch an einer Dia-Show über die legendären Fassdugeli­ Rennen in den 90er-Jahren in Reiden erfreuen. Selbstverständlich ist auch ein Paar dieser originellen Skis ausge­stellt.

"Hansali" ist der Renner